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Ein Visionär in der Architektur: Hundertwasser

Friedensreich Hundertwasser ist der Komponist farbintensiver, leuchtender und fantasievoller Bilder, die durch irisierende Couleur, tiefe Strahlkraft und eigenwillige Formen ihren Betrachter in den Bann ziehen. Seine Linien und Muster erinnern teils an Kinderbilder, die in ihrer Natürlichkeit und Naivität mit bunt abwechselnden Tupfen, Bögen und weichen Figuren spielen. Hundertwasser übernimmt diese Gestaltungskunst auch in die Architektur. Dabei lehnt er Raster, Eintönigkeit und Geradlinigkeit ab. Außerdem bringt er neue Ideen ein, die seiner verehrten Natur den notwendigen Tribut zollen. Im Folgenden seien einige seiner Ideen aus der Architektur aufgezählt.

Biografisches

Der gebürtige Friedrich Stowasser wurde 1928 in Wien geboren. Sein Vater verstarb während seines ersten Lebensjahres, wodurch er als einziges Kind nur von seiner Mutter aufgezogen wurde. Mit sieben Jahren besuchte er die Wiener Montessorischule und fiel bereits dort aufgrund seines „außergewöhnlichen Formen- und Farbensinns“ auf. Da Privatschüler im Dritten Reich eher auffielen, ließ ihn seine Mutter mit 10 Jahren an eine staatliche Schule wechseln. Trotz seiner jüdischen Großmutter überlebten er und seine Mutter im Gegensatz zu ihr den Nationalsozialismus. Nach seinem Gymnasialabschluss begann Hundertwasser ein Studium der bildenden Künste, was er jedoch nach drei Monaten wieder abbrach. Stattdessen reiste er durch verschiedene Länder wie Italien, Frankreich, Marokko und Tunesien, später auch Nordafrika. Besonders starken Einfluss nahm der Künstler Walter Kampmann auf ihn. Die Übernahme dessen „glasklirrender, durchsichtiger Seelenbäume“ gibt einen ersten Hinweis darauf, welche Bedeutung in Hundertwassers späteren Werken die beseelte Natur erhalten wird.

Hundertwasser war Zeit seines Lebens auf Reisen. Er war insgesamt zweimal verheiratet, beide Ehen waren jedoch nicht von Dauer. Seine 1982 geborene Tochter verschwieg er zeit seines Lebens.

Seine Arbeiten im Bereich Architektur fanden vor allem ab Ende der 90er Jahre in Deutschland, Neuseeland und Japan statt.

Architektur

Die sinnlich anregende und die Seelenwelt des Menschen ansprechende Ausdruckskraft seiner Bilder hält Hundertwasser auch in seinen architektonischen Werken bei. Dabei ist ihm immer das Abweichen von geraden Linien und das Nicht-Einhalten von einfältiger Akkuratheit am wichtigsten: „Die gerade Linie führt zum Untergang der Menschheit.“ Hundertwassers Gebäude wirken märchenhaft schön, wie aus einem fremden Regenbogenland kommend, auf geheimnisvolle Weise oder durch mysteriöse Umstände an einen bestimmten Ort in unserer Welt verlegt. Bei all der Überirdischkeit war der Künstler jedoch auch ein Visionär – sowohl was das Recht des Menschen auf individuelle Wohngestaltung angeht als auch seine Hinwendung zum Umweltschutz betreffend. Letzteres spiegelt sich in einer von ihm vorgelebten innigen Verbindung von Architektur und Natur wider.

Fensterrecht

Eine seiner bedeutendsten Philosophien im Bereich der Architektur stellt das so genannte Fensterrecht dar. Dieses beinhaltet, dass jeder Mensch unabhängig von seinen Eigentumsrechten und den baulichen Voraussetzungen seines Heims das Recht hat, die Gestaltung der Außenwand rund um sein Fenster selbst zu übernehmen. Als Maßeinheit spricht Hundertwasser von einer Armlänge. Der Bewohner dürfe also die Fassade rund um sein Fenster soweit bemalen, wie sein Arm mit dem Pinsel reicht.

Quelle: https://www.marcopolo.de/reisefuehrer-tipps/wien/hundertwasserhaus-poi-115005158.html
So steht im Mietvertrag des Hundertwasser Haus in Wien von dem Künstler selbst verfasst:
„…darf der Mieter die zu seinem Mietobjekt gehörige Außenfront um sein Fenster herum kreativ-schöpferisch umgestalten… Die bei Einzug vorgefundene Gestaltung untersteht nicht dem Denkmalschutz.

Im Rahmen des „Fensterrechtes“ darf der Mieter auch die Hundertwasser-Gestaltung abändern, da diese Gestaltung nur eine Vorleistung für das Fensterrecht ist…

Hundertwasser, 1985

Das Fensterrecht beruht auf Hundertwassers Einstellung, dass das Wohnhaus die dritte Haut des Menschen sei, somit sehr intim und dessen individuelle Gestaltung sein Selbstbestimmungsrecht und seine Freiheit aufzeige.

Baummieter

Unter Baummietern versteht Hundertwasser Pflanzen, die im Wohnraum stehend aus dem Fenster herauswachsen. Er selbst beschreibt sie als „Botschafter des freien Waldes in der Stadt.“ Für diesen Zweck werden Wannen hinter der Hausmauer und vor zurückspringenden Fenstern eingesetzt. Baummieter begrünen Häuser, sorgen für eine schöne Wohnatmosphäre, erzeugen Sauerstoff und filtern Staub.

Quelle: https://www.tripadvisor.com/LocationPhotoDirectLink-g190454-d311237-i181393319-Hundertwasserhaus-Vienna.html

Gründächer

Hundertwasser war der Meinung, dass immer, wenn der Natur ein Stück Lebensfläche aufgrund der Bebauung von ehemaligen Grünflächen weggenommen werden würde, der Mensch die Verantwortung dafür trage, dass eben diese Grünfläche der Natur durch das Begrünen von Dachflächen wieder zurückzugeben werden müsste. Dadurch würde das Gleichgewicht wieder hergestellt werden.

Quelle: https://www.ntz.de/nachrichten/wirtschaft/artikel/hundertwassers-visionen-zur-dachbegruenung/

Fazit

Hundertwasser ist auch heute noch ein Ausnahmekünstler. Er ersann bereits vor einem halben Jahrhundert, was heute ökologische Städteplaner erstmals umsetzen. Sein Wirken ist von dem tiefen Respekt gegenüber Schöpfung und Natur geprägt. Dabei lässt er dem Individuum in seiner Umwelt eine starke Bedeutung zukommen. Der Freigeist und die Unabhängigkeit des Menschen sind jedoch immer an das Gleichgewicht seiner Umgebung und die Demut gegenüber dem höheren Geist, der in dieser lebt, geknüpft.